TSP News 2020-03
Sehr geehrte Damen und Herren,
inzwischen nimmt die Zahl der Infektionen in Europa zu, und die europäischen
Eindämmungssysteme scheinen weniger streng zu sein als in China. Es ist schwer
vorherzusagen, wie sich dies auf die Handelssituation auswirken wird.
Um Mitarbeiter und Sie vor Gefährdung zu schützen, wurde größtenteils das
Geschäftsfliegen verboten: Das Kontaminationsrisiko ist auf Flughäfen und in Flugzeugen
besonders hoch, da sich Menschen aus vielen Regionen an überfüllten / engen Orten
versammeln.
In China scheinen die Maßnahmen zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung des COVID19-Virus
erfolgreich zu sein. Chinesische Produktionsstandorte erhöhen ihre
durchschnittliche Kapazität, jedoch ist diese noch nicht wie gewohnt ausgeschöpft, da die
Reisebeschränkungen für Arbeiter aus der Provinz Hubei weiterhin bestehen.
Die wichtigsten Hersteller von Basismaterial hatten Mitte Februar ihre Produktion wieder
aufgenommen. Die maximale Produktionskapazität liegt jedoch immer noch bei nur etwa
70%, sodass die aktuellen Vorlaufzeiten 10 bis 14 Tage länger sind als vor den CNY-Feiertagen.
Das größte Problem bei der Lieferung sind die anhaltenden
Reisebeschränkungen zwischen der Provinz, in der die Herstellung des Grundmaterials
stattfindet, und den tatsächlichen Produktionsstandorten für Leiterplatten.
In der Elektronik-Industrie gibt es Produkte, für die der wichtige Absatzmarkt in Asien
erheblich einbricht. Für andere Produkte ist der Bedarf zwar stabil, dafür fehlt es an Supply
der elektronischen Komponenten, die ja zum Großteil aus Asien kommen. Nach einem
steilen Fall der Speicherpreise in 2019 mit kurzer Gegenbewegung im Juli wegen
Differenzen zwischen Japan und Korea, hat sich im Dezember letzen Jahres der Markt
grundsätzlich nach oben gedreht. Die Produktion von DRAMs und Flashes war so weit
heruntergefahren worden, dass die Nachfrage das Angebot überstieg. Gleichzeitig bildeten
sich neue Absatzmärkte wie z.B. 5G, die zu erhöhtem Bedarf ab 2020 führten.
Eine erkennbare Tatsache ist, dass die Lieferzeiten für DRAM und Flash Memory deutlich
länger und vor Allem unsicherer werden und die Preise weiterhin steigen. Die Lieferzeiten
erhöhen sich aktuell auf ca. 25-35 Tage für Multilayer und 45-60 Tage für HDI (Fertigung
inkl. Lieferung per Standard-Luftfracht). Gerade die großen Hersteller erlauben oft nur noch
Delivery-based-pricing, der Preis wird erst am Tag der Auslieferung festgelegt. Ziel ist es
scheinbar den maximalen Preis erzielen zu wollen.
Außerdem wirken sich die Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Bekämpfung der
Ausbreitung zunehmend negativ auf internationale Lieferketten. Darauf weist jetzt der
Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) hin.
Die Anordnungen der Behörden verlangsamen Zollabfertigungen und verursachen deutliche
Lieferverzögerungen. Verschärft werde die Situation noch durch den Rückstau bei der
Fracht, der infolge des chinesischen Neujahrsfestes ohnehin entstanden sei. Betroffen
hiervon sind laut DSLV vor allem die See- und Luftfracht, über Einschränkungen des
Landverkehrs auf dem Schienen- und Straßenweg gebe es derzeit wenig einheitliche
Informationen.
Die aktuelle Streichung sämtlicher Passagierflüge der Lufthansa und weiterer Airlines nach
China (Festland) würden den verfügbaren Frachtraum um mehr als die Hälfte verknappen,
da hierdurch die Bellykapazitäten (Fracht im Passagierflugzeug) wegfallen. Nach
Verbandsangaben können deutsche Spediteure derzeit die Einschränkungen durch
Umbuchungen und Neudispositionen der Luftfracht noch teilweise ausgleichen, allerdings zu
höheren Frachtkosten für den Verlader.
Zur rechtlichen Beurteilung entstandener Zusatzkosten stellt der DSLV klar: Die
Coronavirus-Epidemie fällt unter höhere Gewalt. Sofern der Spediteur zur
ordnungsgemäßen Ausführung seiner Vertragspflichten entstehende, zusätzliche
Aufwendungen nicht vermeiden kann, sind diese von seinem Auftraggeber zu tragen. Der
Verband verweist dafür auf die Allgemeinen Deutschen Spediteurbedingungen (ADSp). Vor
allem im Seeschiffsverkehr anfallende so genannte Detention-, Demurrage- und StorageCharges,
also Kosten für die Verzögerung der Seefracht, müsse der Spediteur seinen
Kunden weiterberechnen.
Unser Tipp an unsere Kunden: Sofern Ihre Bedarfe nicht Absatzseitig einbrechen,
empfehlen wir langfristig Ware zu sichern, eine rechtzeitige Terminierung und Erhöhung der
Wiederbeschaffungszeiten.
Wir halten Sie weiterhin auf dem Laufendem.